Berlin: Nordkuppelsaal, Neues Museum

Der Nordkuppelsaal ist ein achteckiger Raum mit vier halbrunden Nischen und einer der prominentesten Ausstellungssäle der Berliner Museumsinsel, da in ihm — als einziges Stück — die Büste der Nofretete ausgestellt wird. Der Fußboden ist geometrisch gegliedert und sowohl farblich als auch ornamental reich geschmückt. Seine Geometrie entsteht durch Mosaikbänder aus Steinzeugmosaik. Die so definierten Flächen sind mit Marble-Cement in unterschiedlichen Farbtönen ausgelegt. Marble-Cement ist ein doppelt gebrannter, alaunisierter Gips sehr feiner Mahlung, der große Härte erreicht und seinen Namen dem marmorartigen Aussehen und dem marmorähnlichen Verwitterungsverhalten verdankt.

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Erhaltungszustand
Die gesamte Fußbodenfläche war durch Staub, Ruß, Spachtel- und Klebemassen, Teerflecke und Mörtelreste stark verschmutzt. Der Marble-Cement zeigte in einigen Bereichen starke Verwitterung der Oberfläche, Rissbildung, aufgewölbte und eingebrochene Bereiche über Hohlstellen sowie diverse Fehlstellen. Insgesamt waren etwa 30% des ursprünglichen Fußbodens zerstört. In den Flächen aus Marble-Cement befanden sich zahlreiche historische Ergänzungen, die sich in Farbe und Transparenz vom Originalbestand unterschieden. Des Weiteren lagen einige historische Reparaturen aus Zementmörtel und neuzeitlichem Sicherungsmörtel auf Kalkbasis vor. Die Trägerschicht des Marble-Cements war stark bindemittelreduziert und wies einige Hohllagen auf. Die Mosaikbänder zeigten zwischen den einzelnen Mosaikplättchen starke Höhenversprünge, einzelne Plättchen waren mehrfach gebrochen. Zwischen Mosaiksteinen und Einbettmörtel bestand zum großen Teil keine ausreichende Haftung mehr.

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Konservierung und Restaurierung
Das Ziel war der Erhalt des bauzeitlichen Bestands und der historischen Ergänzungen in der Bestandswerktechnik. Gebrauchsspuren, Rissbilder und leichte Oberflächenverformungen sollten erhalten werden. Aufgrund der starken Schädigung aller Fußbodenschichten war eine Aufnahme der Nutzschicht und die Stabilisierung der Trägerschicht und des Unterbaus unumgänglich.

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Die einzelnen Segmente haben wir nach der Aufnahme gereinigt, konsolidiert und mit einer stabilen Trägerschicht versehen. Im gesamten Saal wurde ein tragfähiger Unterbau hergestellt und die Segmente positionsgenau replatziert. Anschließend ergänzten wir kleine Fehlstellen im Marble-Cement in Anlehnung an den Originalfarbton. Wir setzten lockere Mosaiksteine wieder fest und ersetzten fehlende und stark geschädigte durch rekonstruierte Steinzeugplättchen.

Die Mosaikbänder der Hauptgliederungsachsen des Fußbodens und die grünen Rahmungen der Gliederungsstreifen und des fehlenden Medaillons rekonstruierten wir purifizierend, um so die Gesamtgliederung wieder sichtbar zu machen. Umfangreiche Fehlstellen führten wir als »Neutralergänzungen« in einem gebrochenen Weißton aus, so dass sie einwandfrei vom ursprünglichen Bestand unterscheidbar sind. Abschließend wurde der Fußboden geschliffen und versiegelt.

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Auftraggeber: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Datierung: 1847–48