Stadthagen: Mausoleum des Fürsten Ernst

Das Stadthäger Mausoleum der Fürsten von Schaumburg wurde unter Fürst Ernst, Graf von Holstein-Schaumburg (1569–1622) in den Jahren 1616–25 im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet.

Mittelpunkt des Innenraums ist das Grabmal für Fürst Ernst, gestaltet in Form eines stilisierten Sarkophags, der von einer Auferstehungsgruppe umgeben ist. Der Entwurf des Grabmals und die Ausführung der Bronzefiguren stammen von Adriaen de Vries. Der Fußboden besteht aus rautenförmigen Platten aus Kalkstein und Marmor. Im Wechsel in den Farben Rot, Weiß und Schwarz verlegt laufen sie sternförmig zur Mitte des Raumes und bilden ein illusionistisches Würfelmuster.

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Erhaltungszustand
Die Oberflächen des Alabasters waren offenporig, die ehemals vorhandene feine Oberflächenpolitur verloren. Besonders am Sarkophagdeckel fanden sich grobe Kratzspuren von Drahtbürsten, die auf eine historische Reinigungsmaßnahme hindeuteten. Deckel und Oberseite des Sarkophags waren stark verschmutzt und vergrünt/verschwärzt, was auf eine historische Schwefelbehandlung der Bronzen schließen ließ.

An der Sarkophagwanne und dem Postament ließen sich Umkristallisationen und weiße Auflagerungen feststellen, die entweder auf historische Reinigungsmaßnahmen zurückgingen oder aus der Ausscheidung von feinkristallinem Gips in Folge von hohem Wassereintrag oder zu hoher Luftfeuchtigkeit in der Vergangenheit resultierten. Sarkophagwanne und Deckel wiesen mehrere lockere Bereiche, Risse, Hohllagen, Ausbrüche, offene Fugen und Ergänzungen auf.

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Die Kalksteinwerkteile waren oberflächig leicht verschmutzt und stark verdichtet. Vor allem der schwarze Stein wirkte an der Oberfläche teilweise fast glasartig und wies weißliche bis graue Verfärbung und stellenweise Pinselspuren auf. Diese Spuren deuteten auf eine historische Steinbehandlung zur Wiedergewinnung von Oberflächenglanz und Politur hin. Das Sockelglied unter dem Sarkophag wies an der Oberseite Abplatzungen und Schalenbildung auf. An allen Kalksteinwerkstücken lagen offene Fugen, Ausbrüche und Kittungen vor.

Der heute sichtbare Fußboden stammt von 1897 und wurde über dem bauzeitlichen Bestand verlegt, der nur noch fragmentarisch vorhanden ist. Wie der ursprüngliche besteht der jüngere Belag aus weißem, rotem und schwarzem Kalkstein bzw. Marmor. Der rote und schwarze Stein besitzen auffällige Kluftausfüllungen und sind stark geädert. Die Platten sind mit sehr engen Fugen, teilweise aber auch fugenlos versetzt. Hier waren kaum Reparaturen zu verzeichnen. Der Mörtel war sehr hart und spröde, die Flanken weitgehend abgerissen. Die Fugen waren in einigen Bereichen ausgebrochen. Der Belag war weitgehend intakt, aber stark zerkratzt. Insgesamt zeigte sich eine starke Verschmutzung und Vergrauung. In Ausbrüchen und offenen Fugen fanden sich umfangreiche Schmutzansammlungen und Rückstände von Reinigungsmitteln und Wachs.

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Konservierung und Restaurierung
Zunächst haben wir alle Steinflächen des Grabmals gereinigt und Wachsüberzüge abgenommen. Optisch stark störende, lockere und substanzschädigende Ergänzungen entfernten wir.

In den Alabasterwerkteilen wurden die meisten Kittungen belassen, um das Material nicht zu schädigen. Wir entfernten einzig die an der Nordseite des Postaments vorliegenden dunkelgrauen, vermutlich zementhaltigen Kittungen. Diese waren visuell sehr störend und extrem hart. Abgelöste Fragmente wurden entnommen, gereinigt und refixiert. Fehlstellen und Löcher wurden ergänzt und Risse gekittet. Anschließend erfolgte eine Retusche in Aqua-sporca-Manier.

Der Fußboden des Mausoleums wurde feucht gereinigt. Lockere und mürbe Fugen des Kalksteinbelags arbeiteten wir aus und ergänzten sie. Abschließend erfolgte eine Wachspolitur.

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Auftraggeber: Renaissance Stadthagen e.V.
Datierung: 1619–25