Berlin: Fußbodenmosaik der Schlossfreiheit

An der Westseite des Berliner Stadtschlosses befindet sich die sogenannte Schlossfreiheit, auf der 1897 das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. enthüllt wurde. Die Gesamtanlage umfasste zwei Terassenebenen, im Zentrum befand sich das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms. Die obere Ebene schmückte eine Säulenhalle, die das Denkmal umfasste und den Platz zum Kanal hin abschloss. Der etwa fünfhundert Quadratmeter große Hallenboden wurde mit Natursteinmosaik ausgelegt.

###1###

Als 1950 das Denkmal abgetragen wurde, wurden die Podestflächen mit einer Teerschicht bedeckt und später asphaltiert. Im Rahmen der Baumaßnahmen zur Errichtung des Humboldt-Forums und des Einheitsdenkmals kam das verloren geglaubte Fußbodenmosaik wieder zum Vorschein. Es zeigt in der Fläche ein Muster mit Rauten, Kronen und den Initialen Wilhelms des Ersten, daneben Felder und Bänder mit unterschiedlichen geometrischen und ornamentalen Motiven. Die beiden Zwickelbereiche zieren Darstellungen des Heiligen Georgs als Drachentöter und ein »Rheingold«-Motiv, in dem zwei Wasserwesen mit Fischschwänzen die Kaiserkrone emporheben.

###2###

Material und Werktechnik
Das Mosaik besteht aus Naturstein, es sind drei Varietäten feststellbar: weißer Kalkstein, schwarzer Kalkstein und Marmor. Letzterer liegt als weißer, hellgrauer und dunkelgrauer Marmor vor und ist nur in kleinem Umfang verbaut worden. Er dient in erster Linie für dekorative Details, so sind beispielsweise die Blüten der Blumen- und Blattranken und Details der Georgsdarstellung mit Marmor abgesetzt .

Die Steine sind industriell gefertigt, mit regelmäßigen Kanten. Insgesamt handelt es sich um ein sehr dicht gelegtes Mosaik mit kleinsten Zwischenräumen, die mit einem zementhaltigen Mörtel verfugt wurden. Auch der Setzmörtel war zementgebunden und von etwa einem Zentimeter Stärke. Der Untergrund bestand aus Zementestrich.

Das Mosaik wurde in Werkstätten in Negativtechnik auf Papier oder Gewebe geklebt und zu Platten vorgefertigt. Vor Ort konnte man die Platten in das Mörtelbett setzen. Die Kreuzungspunkte der Rahmungen in den Binnenflächen fielen durch unterschiedliche Verlegetechniken auf. Es ist anzunehmen, dass diese in situ ausgeführt wurden, um den Linienverlauf korrigieren zu können und Hinterschneidungen beim Versetzen zu verhindern.

###3###

Erhaltungszustand
Die auf dem Mosaik liegenden Teer- und Asphaltschichten waren vor Beginn der Maßnahmen bereits größtenteils entfernt worden. Partiell lagen sie jedoch noch auf und waren fest mit dem Mosaik verbunden. Zahlreiche, teilweise große Fehlstellen waren zu verzeichnen. Zudem ließen sich viele Risse feststellen. Weiterhin waren starke Verwerfungen und damit verbundene Niveauunterschiede zu bemerken. Vielfältig lagen die Mosaiksteine nur noch lose auf. Auch an Rissflanken und Abbruchkanten fanden sich viele lose Steine. Der Setzmörtel hatte weitestgehend seine Eigenschaften verloren: er war mürbe, durchfeuchtet und band das Mosaik nicht mehr durchgehend.

In Reparaturzonen, wo ein als Setzmörtel fungierender Beton mit Eisenbewehrungen versehen war, zeigten sich die größten Schäden. Die Mosaiksteine trennten sich in horizontalen Schichten auf, hatten weitgehend bereits ihre Oberfläche eingebüßt oder Schalen gebildet, die bei leichtester Berührung abfielen.

###4###

Die gesamte Fläche war stark verschmutzt, zudem waren unterschiedlich starke Braunverfärbungen feststellbar, die aus eingedrungenen Lösungsprodukten der Teerschicht resultierten. Diese wirkten sich auf die Wasseraufnahmekapazität der Mosaiksteine aus und führten letztlich zu einer verschlechterten Wahrnehmbarkeit der Gestaltung des Mosaiks.

###5###

Reinigung
Als Vorbereitung für die Reinigung fixierten wir lose Randbereiche mit einem Sicherungsmörtel und partiellen Kaschierungen. Aufliegende Teerrückstände wurden mechanisch mit dem Spachtel entfernt. Anschließend reinigten wir die gesamte Fläche, um auflagernde Rückstände der Teerschicht zu entfernen.

Aufnahme
Wir teilten das Mosaik in Segmente ein, trennten die Fugen auf und kaschierten die Mosaiksegmente. Die Mosaiksegmente wurden aufgenommen und auf Paletten umgelagert. Wir versahen jedes Segment mit einer Aufnahmenummer, und alle Segmente wurden mit ihren exakten Verläufen in Messbildgrundlagen eingetragen.

— — — — — — — — — —
Auftraggeber:
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Datierung:
1894–97

Leistung: Konservierung & Restaurierung,
Schlagwörter: Ausbau und Replatzierung, Mosaik, Naturstein,

— — — — — — — — — —