Lüneburg: Terrakottamedaillon Lüner Straße

2005 haben wir in Kooperation mit Dipl.-Rest. G. D’ham eine Musterrestaurierung an einer Terrakotta der Hausfassade Lüner Straße 3 durchgeführt, um Erkenntnisse aus einem DBU-Forschungsprojekt auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis hin zu untersuchen. Dabei handelte es sich um das Projekt »Entwicklung von modellhaften Restaurierungsmethoden für umweltgeschädigte glasierte Ziegel und Terrakotten an national bedeutenden Kulturdenkmälern Norddeutschlands«.

Das Medaillon besteht aus einem dreischichtigen Aufbau von Terrakotta, Engobe und polychromer Glasur. Ziel der Maßnahme war die Konservierung des noch erhaltenen Bestands an Scherben, Engobe und Glasur. Außerdem wurde durch plastische Ergänzungen der Fehlstellen und des Auftrags eines Glasur-Ersatzmaterials eine Annäherung an das ursprüngliche Erscheinungsbild des Medaillons angestrebt.

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Erhaltungszustand
Die Terrakotta lag in mehreren Bruchstücken vor. Glasur und Engobe wiesen zahlreiche Fehlstellen auf. Die Glasur war zu weiten Teilen abgelöst bzw. abgeplatzt und nur noch zu etwa 50 Prozent erhalten. Auf der Vorderseite des Medaillons lagen auf Scherben, Engobe und Glasur Reste von Dispersionsfarbe sowie starke Krusten und Verschmutzungen.

Konservierung und Restaurierung
Oberflächig aufliegende Verschmutzungen, Übermalungen und Krusten wurden mittels Laserstrahlverfahren abgenommen. Die verbliebenen Farbreste und Gipskrusten entfernten wir mit Lösemittel und Skalpell unter ständiger Beobachtung durch das Binokular.

Die hohlliegenden Glasur- und Engobebereiche verfüllten wir mit einer eigens konfektionierten Injektionsmasse. Absandende Bereiche des Scherbens und der Engobe wurden gefestigt. Mit einem Hybridpolymer fixierten wir abgelöste Glasurpartien und festigten die Glasur. Am so gefestigten Bestand konnten wir anschließend den Mörtel mechanisch abnehmen, der an den Rändern des Medaillons anhaftete.

Einzelne Bruchstücke klebten wir mit einem Methylmethacrylatkleber. Zur Ergänzung fehlender Bereiche des Scherbens benutzten wir eine Masse auf Basis von Kieselsol. Als Engobeergänzungsmasse verwendeten wir eine Mischung aus Kieselsol und Quarzmehl. Der Engobeersatz wurde mit einem Hybridpolymer nachgefestigt, das wir zur Imitation der Glasur pigmentierten.

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Auftraggeber: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Datierung: Mitte 16. Jahrhundert