Bückeburg: Wandmalerei in der Stadtkirche

Die untersuchte Malerei befindet sich unterhalb des mittleren Westfensters. Der überwiegende Teil der Fensternische ist weiß gestrichen. Es handelt sich um recht einfach gestaltete Beschlags- und Rollwerkmotive von durchaus hoher Qualität, die schnell skizziert und lebendig wirken und dabei eine große plastische Wirkung erreichen.  

Es ist die einzige erhaltene historische Wandmalerei in der Kirche. Die historisierende Neufassung der Wandflächen war Teil der Gesamtgestaltung, die 1895 im Rahmen einer umfassenden Renovierung des Kirchenraums unter Albrecht Haupt vorgenommen wurde.

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Bestand und Zustand
Zu Beginn der restauratorischen Untersuchung und Bearbeitung war die Malerei durch lose Staubablagerungen, Kalk- und Zementläufer stark verschmutzt. Ein Ausbruch im oberen Teil des Oculus war bauseits mit Zementmörtel gefüllt. Überall fanden sich mechanische Beschädigungen. Die Malerei war in vielen Bereichen stark reduziert, die Konturen teilweise verloren. Sie war weder wischfest noch feuchtigkeitsresistent, woraus sich auf Leimfarbe schließen ließ.

Die Malerei wurde mehrfach übermalt: sämtliche Konturen waren nachgezogen, die Binnenflächen weitgehend übermalt. Darüber hinaus waren die blauen Flächen im oberen, mittleren Bereich mit einer weiteren lasierenden Übermalung versehen. Diese war nicht flächig angelegt, sondern in einzelnen breiten Pinselstrichen mit einem grünlichen Blauton über die vorhandene Fassung gelegt.

Konservierung
Wir haben Maßwerk und Malerei mit weichen Staubbesen abgefegt. Zusätzlich reinigten wir die Malerei und stärker verschmutzte Bereiche des Maßwerks trocken mit Gomma Pane. Ausbrüche und Fugen ergänzten wir mit Kalkmörtel und tönten sie mit Leimfarbe ein. Als Farbton wählten wir eine Art Mittelwert aus den vorliegenden Grau- und Beigetönen. Durch diese »Neutralretusche« wurde die Malerei visuell wieder geschlossen, dabei aber nicht verfälscht. Eine weitergehende Retusche bzw. Rekonstruktion der Linienführung oder Farbgebung war anschließend nicht mehr erforderlich. Aus denkmalpflegerischer Sicht war von weiterer restauratorischer Bearbeitung abzusehen, um den historischen Bestand unverfälscht für die Zukunft zu erhalten.

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Auftraggeber: Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe
Datierung: 1895