Frankfurt am Main: Wandmalerei in Sankt Leonhard

Die katholische Kirche Sankt Leonhard hat für die Stadt Frankfurt eine besondere Bedeutung. Sie war nach dem Dom die zweite Stiftskirche der Stadt, wurde im Jahr 1219 als spätromanische Basilika errichtet und später gotisch umgebaut.

Das Wandgemälde mit der Darstellung des »Jüngsten Gerichts« stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und befindet sich an der Westwand des Hauptschiffs vor dem Übergang in den Hauptchor in einer Höhe von etwa 12 Metern. Die Wandmalerei wurde im späten 19. Jahrhundert sowie 1946 restauriert und erhielt dabei umfassende Übermalungen.

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Bestand und Zustand
Bei der spätmittelalterlichen Maltechnik handelt es sich um eine Kalkmalerei. In der Restaurierungsphase Ende des 19. Jahrhunderts wurden großflächige Putzergänzungen vorgenommen. Es folgte eine vollständige Übermalung des freigelegten mittelalterlichen Bestands in Anlehnung an das ursprüngliche Bildprogramm, vermutlich in Öltempera.

Das heutige Erscheinungsbild geht weitgehend auf die Restaurierung 1946–47 zurück. In dieser Phase kam es wieder zu einer weitgehenden Übermalung des Bildes. Insgesamt hat man die kräftige Farbgebung des 19. Jahrhunderts stark zurückgedrängt. Auffallend sind stark glänzende Bereiche. Eine Schabprobe dieser glänzenden Schicht ergab bei der naturwissenschaftlichen Untersuchung eindeutig ein Protein-Bindemittel auf Kaseinbasis, das vermutlich in Teilen als Überzug aufgetragen wurde.

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Die Oberfläche war stark verschmutzt. In vielen Bereichen fielen Weißschleier auf. Vielfach ließen sich aufstehende und abgelöste Malschichtschollen feststellen. Auch Bereiche mit starker Reduzierung oder Totalverlust der Fassung sind vorhanden. Unter den Übermalungen zeigte sich die Malerei des 19. Jahrhunderts vielfach völlig unterbunden und pudrig aufgelöst. In anderen Bereichen ist sie stark verschwärzt. Durch die naturwissenschaftliche Untersuchung ließ sich belegen, dass diese Verschwärzung ursächlich auf eine stark verrußte Gipskruste zurückgeht.

Der Verputz ist weitgehend intakt und stabil und wies wenige Hohlstellen auf. Zahlreiche offene Risse wurden konstatiert, zudem wenige Putzablösungen und Fehlstellen. Aus einer Restaurierungsmaßnahme von 1960–64 resultierten zahlreiche, gipshaltige Kittungen. Entlang der Gipskittungen waren Salzausblühungen feststellbar.

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Konservierung und Restaurierung
Ziel der konservierenden Maßnahmen war vor allem die Substanzsicherung. Dabei umfasste die Putzkonservierung das Hinterfüllen von Hohlstellen, Schließen von Rissen und Fehlstellen und den Austausch gipshaltiger Ergänzungen. Den neuen Ergänzungsmörtel haben wir so konfektioniert, dass er annähernd dem historischen Mörtel entspricht. Auf den Mörtel haben wir eine spezielle Kittmasse auf Basis von Tylose und natürlich hydraulischem Kalk aufgebracht, die die historischen Kalktünchen nachbildet.

Die Sicherung der Malschicht umfasste deren Reinigung und Festigung. Eine zentrale Aufgabe bei der Bearbeitung der Wandmalerei lag in der Reduzierung des aufliegenden Kaseinüberzugs. Durch anschließende Retusche der Fehlstellen erhielt das Bild eine gesamtästhetische Verbesserung. Wir führten zwei Retuschevarianten aus: Im Bestand wurden die Fehlstellen mit Lasuren versehen, auf den aktuellen Ergänzungen führten wir Strichretuschen aus. Die Anwendung der verschiedenen Varianten ermöglicht die vollständige Unterscheidung der aktuellen Restaurierungsmaßnahmen vom historischen Bestand. Als Malmittel diente ein reversibles, wasserlösliches Cellulosederivat.

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Auftraggeber: Stadt Frankfurt am Main, Amt für Bau und Immobilien
Datierung: um 1520