Hannover: Hannover Congress Centrum (HCC)

Der Bautyp Stadthalle hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts als Veranstaltungsort des erstarkten Bürgertums entwickelt. In Hannover wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein neues Konzerthaus gefordert. Unter dem Stadtdirektor Heinrich Tramm kam es schließlich 1910 zu einem öffentlichen Wettbewerb für den Bau der Stadthalle, die für Musikaufführungen, Kongresse, Versammlungen, festliche Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden sollte.

Paul Bonatz (1877–1956) und Friedrich Eugen Scholer (1874–1949) gingen mit ihrem Entwurf »Rundbau« neben Friedrich von Thiersch und Emanuel von Seidl als Sieger hervor und bekamen 1911 den Auftrag. Mit der Architektur stellten Bonatz und Scholer einen Bezug zum Pantheon her, die Kuppel des Konzertsaals entspricht beinahe exakt dessen Maßen.

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Objekt
Das Gebäude ist im Kern ein Ziegelbau, dessen Fassaden verschiedene Materialien vorgeblendet wurden. Das gesamte Gebäude ist mit einem hellen Kratzputz versehen. In der Leibung des Eingangsportals wurde Ettringer Tuff, ein Naturstein, verwendet. Auch die den Portikus tragenden Säulen bestehen aus Naturstein. Die Architravzone und die Postamente des Portikus sind mit Beton verblendet, dieser ähnelt in Optik und Struktur dem Ettringer Tuff. Fensterbänke, Sockel und Kapitelle bestehen aus Vorsatzbeton mit Natursteingranulaten als Natursteinimitation. Die Reliefs, wie Masken und Grotesken, sind aus Kunststein gegossen. Sie waren, wie auch die umlaufenden Gebälkzonen, ursprünglich farbig gefasst.

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Planung und Konzeption
Im Rahmen der Gesamtsanierung der Stadthalle ist die Restaurierung aller Fassadenflächen und Bauteile aus Kunststein vorgesehen. Für die konkrete Planung wurde bauseits eine Musterachse festgelegt, an der beispielhaft die notwendigen Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen erfolgten. Durch die Erfassung der Schäden, die Erprobung von Materialien und die Ausführung notwendiger Maßnahmen wurde ein Fundament für die Gesamtsanierung gelegt.

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Wir haben die verschiedenen Schritte für die Konservierung und Restaurierung definiert und nach umfangreichen Testreihen die Materialien, Werktechniken und Rezepturen festgelegt. Allein für die verschiedenen zu verarbeitenden Mörtel ergaben sich über zehn Rezepturen. Wir führten auch Untersuchungen auf historische Farbfassungen aus, entwickelten das neue Farbkonzept, was auf Grundlage von Befunden erstellt wurde und bemusterten zusammen mit Bauherr und Denkmalpflege die entstehende Farbgebung.

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Von zwei Reliefs mit Grotesken und einem Ziergiebel an der Nordseite fertigten wir Abgussformen an. Diese Bauzier befand sich ursprünglich auch an der Südseite/Parkseite des Gebäudes, wo sie im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nicht wieder angebracht wurde.

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Auftraggeber: Hannover Congress Centrum
Datierung: 1911–14