Potsdam: Marmorsaal Neues Palais

In der Zeit von 1763 bis 1769 ließ Friedrich der Große das Neue Palais im Stil des Barock erbauen. Das Gebäude gehört zum Komplex der Schlösser und Gärten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und ist als Denkmal in der UNESCO-Welterbeliste geführt.

Der Marmorsaal wurde als Hauptfestsaal konzipiert und erstreckt sich mit siebenhundert Quadratmetern über die gesamte Breite des Mittelrisalits. Der mit barocken Ornamenten und Blumengirlanden reich verzierte Fußboden wurde durch verschiedenfarbige Marmorsorten in Inkrustationstechnik hergestellt. Die Ausführung des Fußbodens wird dem Bildhauer Johann Melchior Kambly und seinen Mitarbeitern zugeschrieben.

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Durch Mängel in der Holzkonstruktion hat sich der Fußboden kurz nach der Fertigstellung abgesenkt. Im Jahr 1774 wurde der Fußboden teilweise aufgenommen, um die darunter liegende Holzkonstruktion zu stabilisieren. Vermutlich ist der stark gestörte Bestand hierauf sowie auf zahlreiche weitere Reparaturmaßnahmen der folgenden Jahrhunderte zurückzuführen.

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Werktechnik
Die gestaltete Oberfläche des Fußbodens besteht aus unterschiedlich farbigen, inkrustierten Marmor- und Kalksteinplatten. Ornamente und Blumen wurden vermutlich mit einer Fadensäge geschnitten. Das gewünschte Motiv wurde zusammengesetzt und mit einem Schmelzkleber, bestehend aus Kolophonium und diversen Zuschlagstoffen, auf Sandsteinträgerplatten geklebt. Im Anschluss wurden die Fugen mit einem Schmelzkitt aus Kolophonium geschlossen und die gesamte Fläche bis zur Politur geschliffen.

Die Sandsteinträgerplatten liegen in einem Mörtelbett auf einem Blindboden, direkt über einer hölzernen Tragwerkkonstruktion. Vermutlich fertigte man den Fußboden in einzelnen Segmenten vor und versetzte ihn im Anschluss in Kalkmörtel auf der Dielung.

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Erhaltungszustand
Im gesamten Arbeitsbereich fanden sich Marmoroberflächen, die keine Haftung mehr zum Schmelzkleber aufwiesen und dadurch stark verlustgefährdet waren. Durch Hohlbereiche im Untergrund waren die Steinoberflächen teilweise vielfach gebrochen und es bestanden Höhenunterschiede bis zu zwei Zentimetern. Desweiteren gab es Fehlstellen und historische Ergänzungen unterschiedlicher Qualität aus Naturstein, farbigem Gips, Zement und Schmelzkleber.

Die Fugen waren teilweise durch die Versprödung des Schmelzklebers nicht mehr intakt oder mit Gips verspachtelt. In einigen stark gestörten Bereichen des Fußbodens waren die Trägerplatten aus Sandstein nicht mehr vorhanden. Insgesamt war der Fußboden verschmutzt.

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Konservierung und Restaurierung
Vor der Bearbeitung haben wir die gesamte Oberfläche gereinigt und den Vorzustand fotografisch dokumentiert.

Mehrfach gebrochene Steinplättchen, die keinen Verbund mehr zum Verlegebett aus Schmelzkleber besaßen, haben wir ausgebaut, geklebt und replatziert und verlustgefährdete Bereiche mit einer temporären Sicherung versehen. Stark versprödete Fugen und solche aus Gips haben wir manuell entfernt und in historischer Technik, mit farblich angepasstem Kitt aus Schmelzkleber und Natursteingranulat, wieder geschlossen. Partiell mussten wir stark verworfene Teilbereiche aufnehmen, die Teilstücke nivellieren und neu versetzen.

Wir haben etwa 90 Prozent der historischen Altergänzungen und alle Sicherungskittungen entfernt und durch Naturstein ersetzt, der in Varietät, Farbe und Textur passte. Zuletzt erhielt der Boden einen Feinschliff und eine Behandlung mit Wachs, das als Schutz- und Verschleißschicht dient.

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Auftraggeber:
Stiftung Preußische Schlösser & Gärten
Datierung: 1766–68